Unsere "Mooser" Tracht

gegenwärtige "alte" Tracht
gegenwärtige "alte" Tracht
bisherige "junge" Tracht
bisherige "junge" Tracht
Zum Fest 2003 "erneuerte" Tracht
Zum Fest 2003 "erneuerte" Tracht

Die Gegend im Moos ( gemeint ist das Isarmoos in der Gegend von Dingolfing ) war in früheren Zeiten sehr ärmlich. So sind uns auch von der Kleidung der dort lebenden Menschen nur bescheidene Darstellungen überliefert. 

Die Kleidung wurde über Jahrhunderte hinweg zu Hause hergestellt, denn das Schneiderhandwerk entstand erst mit dem Aufstieg der Städte. 

Im Moos, wo man bis zum ersten Weltkrieg noch große Flächen Hanf und Flachs anbaute, sowie Leinen und Tuch selber herstellte, schneiderten die Frauen und Mägde die Kleidung der Familie selbst. Erst verhältnismäßig spät fand der Schneider den Weg aufs Dorf und auch dann kam er meistens nur "auf die Stör", das heißt: Er besuchte einmal im Jahr seine Kunden und fertigte aus dem vorhandenen Material an, was auf dem Hof an Bekleidung benötigt wurde. Der Störschneider wurde verköstigt und bekam für seine Arbeit nur ein geringes Entgeld.

Der 1768 in Abensberg geborene Maurermeisterssohn Josef Hazzi, General-Landes-Direktionsrat in München, schreibt in seinen vier Bänden nieder, was er in seinen Reisen durch Altbaiern vorfand, ob nun Schönes oder Unangenehmes. Hazzi berichtet auch über die Bekleidung im Moos wie folgt : 
Die Männer trugen blaue oder schwarze Röcke von schlechtem Tuch, rote Westen, Gurte um den Leib, runde Hüte, schwarze Hosen und blaue Strümpfe. 

Die Mädchen haben kurze schwarze Röcke, der Ganges ist halb weiß, halb blau oder hat weiße Tupfen; die Haube ist weiß, die Strümpfe blau. Die Mädchen, besonders im Moosamt, sind etwas luxuriöser mit Bändern und Spitzen ausstaffiert, die Männer bilden sich auf ihre Sackuhren viel ein.

Therese und Jakob Dobmeier (1910)
Therese und Jakob Dobmeier (1910)
Katharina und Xaver Ruhstorfer (1910)
Katharina und Xaver Ruhstorfer (1910)

Fünfzig Jahre später war der Lebensstandard im Moos schon sichtlich gestiegen und die Kleidung unserer Ahnen brachte dies auch zum Ausdruck.

Der Mann trug einen schwarzen Hut mit aufgebogener Krempe und niederem Mittelteil. Die meist dunkelfarbige Samtweste war auf der Brustseite mit zwei Reihen von silbergeschliffenen Knöpfen besetzt, die mit einer silbernen Doppelkette kreuzweise verbunden waren. Eine seidene Halsbinde galt als besonderes Schmuckstück der Männer. Ebenso ein breiter lederner Gürtel, der reich bestickt war und eine große silberne Schließe hatte. Der dunkle Janker, über der Weste getragen, war möglichst kurz und mit zwei Reihen von großen, dicht aufeinander gereihten Silberknöpfen (Talern) besetzt. Eine eng anliegende schwarze Lederhose gehörte schließlich ebenso zur Mooserer Tracht, wie die blank geputzten "Zispen" oder Stulpenstiefel, welche zahlreiche Falten um die Knöchel aufwiesen. In der Hand trug der waschechte Mooserer entweder einen derben, oben gegabelten Knotenstock, der im Volksmund "Dameileger" ( = Daumen-Einleger) genannt wurde oder eine lange, kunstvoll geschnitzte Tabakspfeife. 

Die Frau trug als Kopfbedeckung ein schwarzseidenes Kopftuch oder bei festlichen Anlässen eine goldene "Riegelhaube". Eine Halskrause, mit einer eng anliegenden vielreihigen Halskette und einer Brosche geschmückt, zierte den Hals. Über dem weiß linnenen Hemd mit langen, gestickten Ärmeln, wurde ein goldbesticktes Mieder mit silbernen Haken und Silbergeschnür getragen und darunter noch ein goldverbrämter "Brustfleck". Zum langen schwarz-weiß gestreiften Rock trug man eine blau-leinene Schürze, weiße Strümpfe und flache Halbschuhe. Der leuchtend rote "Parasol" ( = Stockschirm ) in der einen und der unersetzliche "Zeegerer" ( = Körbchen) in der anderen Hand vervollständigten das Bild der ebenso schönen, wie malerischen Heimattracht.


Diese Tracht wurde etwa von der Mitte des 19. Jahrhunderts, also ab 1850, bis zur Jahrhundertwende getragen und sie ist Grundlage unserer heutigen "alten" Mooserer Tracht und der zu diesem Fest "erneuerten" Mooserer Tracht, die unsere Festdamen tragen.

Volkstrachtengruppe aus dem Isarmoos bei Dingolfing, welche am historischen Festzug anlässlich des 100-jährigen Jubiläums-Oktoberfestes in München 1910 teilnahm.
Volkstrachtengruppe aus dem Isarmoos bei Dingolfing, welche am historischen Festzug anlässlich des 100-jährigen Jubiläums-Oktoberfestes in München 1910 teilnahm.

Folgende Personen, alle aus Moosthenning und Umgebung, dürften von links nach rechts auf der Fotografie zu sehen sein: hintere Reihe: Leeb Babette, Dobmeier Jakob, Hofer Leni, Bernauer Xaver, Kreuzpaintner.........., Mittermeier Josef (Thürnthenning), Ruhstorfer Xaver, Grätzer .............., Leeb Josef, Seßlmeier Maria vordere Reihe: Bernauer Leni, Huber Ludwig, Ruhstorfer Anna, Harpaintner ............ (Ottering)