Moosthenning

(Ein Dorf stellt sich vor)

Der Ort Moosthenning liegt ca. 5 km nördlich der Kreisstadt Dingolfing an den Südhängen des Isartales. Erstmals wird der Ort in einer Urkunde des Klosters Seligenthal in Landshut vom Jahre 1275 erwähnt. Die Endsilbe "-ing", als typisch bajuwarische Namensgebung aus der Mitte des 6. Jahrhunderts, lässt eine Gründung des Ortes jedoch viel früher vermuten. Der Name gibt exakt die geographische Lage der Ansiedlung wieder: "Die da hausen zwischen Moos und Tann'". Hügelgräber und eine keltische Schanze nördlich der Ortschaft deuten darauf hin, dass sich schon wesentlich früher Menschen in unserem Raum niedergelassen hatten. 

Die Entwicklung Moosthennings dürfte identisch mit der anderer Ortschaften der Umgebung verlaufen sein: Königlicher Gutshof, sowie kirchlicher und adeliger Besitz. Eine nicht geschlossene Hofmark ist seit 1343 nachgewiesen. "Ott der Pölnchouer" zu Moosthenning und Hackerskofen war der erste Edelmann auf diesem Besitz, sein Geschlecht lässt sich bis 1550 verfolgen.

1531 kam es zu einer Spaltung des Besitzes, der von nun an in einen älteren Sitz mit einem hölzernen und einem gemauerten Herrenhaus und einen jüngeren Sitz aufgeteilt wird. Dessen Herrschaft bewohnt hier ein hölzernes Herrenhaus, das wohl im 30-jährigen Krieg vernichtet wurde, da es später nicht mehr aufgeführt wird.

Kupferstich von Michael Wening um 1720
Kupferstich von Michael Wening um 1720

Als weitere Hofmarksherren erscheinen im 16. und 17. Jahrhundert die Pelkofer, die Eberspeckh, die Magensreutter, die Romung zu Romeck, Freiherr zu Closen , die Freiherren von Fränking zu Adldorf, die Paumgartten, die Freien von und zu Neufraunhofen bis 1759, dann wechselte der Besitz zu den Edlen von Axthalb und ging 1808 in den Besitz des Grafen von Montgelas über. Einem Bericht von 1693 zufolge umfasste der Edelsitz eine Taverne, ein Bad, eine Schmiede, einen ganzen Hof, 13 Sölden und Weinlehen und ein Leerhäusl.

Besonders während des 30-jährigen Krieges, als in unserer Heimat gemordet, geraubt und gebrandschatzt wurde, hatte Moosthenning schwer zu leiden. Michael Wening schreibt 1723 in seiner Topographie dazu: "Nachdeme durch die in Anno 1648 vmb / vnnd zu Dinglfing gelegene Schwedische Feins-Völker / das hiesige allermassen wolerbaut gewesen Schloß / worinnen die Hertzogen in Bayern / ec. Wann dieselben sich auf dero Schloß Leonsperg zur Raigerbaiß vnd Schweinhatz begeben / villmals das Mittagsmahl eingenommen haben/ voellig abgebrendt worden / so ist aus dem uebrigen sogenannten gemaurten Thurn gleichwol eine solche Wohnung zugricht worden / das der jetzige Inhaber darin behausen kan."

Pestkreuz
Pestkreuz

Die Pest als treue Begleiterin des Krieges forderte auch in unserem Ort ihren schrecklichen Tribut. Es musste ein eigener Pestfriedhof angelegt werden. Ein eisernes Kreuz am nordwestlichen Ortsausgang weist noch heute darauf hin. Die älteste Ansicht Moosthennings stammt ebenfalls von Michael Wening, ein Kupferstich , der die übriggebliebene Schlossanlage zeigt. Der Turm, zwischenzeitlich als Schule genutzt, wurde in den Jahren um 1880 abgetragen. Der letzte Hinweis auf das ehemalige Schloss Moosthenning verschwand mit dem Abbruch des Benefiziatenhauses im Jahre 1975.

Moosthenning 1966
Moosthenning 1966

Moosthenning war früher ein typisch niederbayerisches Dorf, geprägt von der Landwirtschaft und den dazugehörenden Handwerksberufen. So gab es z.B. um 1945 außer den Landwirten in Moosthenning 2 Gastwirte, 1 Bäcker, 2 Krämer, 2 Schmiede, 1 Schreiner, 1 Näherin, 1, 1 Bader, 1 Binder, 1, 1 Hebamme und eine Raiffeisen-Genossenschaft. Damit war die Grundversorgung des Ortes mit ca. 300 Einwohnern gewährleistet. Spezielle Bedürfnisse wurden entweder in den umliegenden Ortschaften oder in der nahen Kreisstadt Dingolfing abgedeckt.

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg hat sich diese Struktur grundlegend geändert. Mit Beginn der Industrialisierung auch in unserem näheren Raum, insbesondere mit dem BMW-Standort Dingolfing, setzt sich heute die Mehrheit der Dorfbewohner aus Beschäftigten in Industrie- und Dienstleistungsbetrieben oder der Verwaltung zusammen. Es haben sich aber auch alte Handwerksbetriebe erhalten. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren zahlreiche Betriebe der verschiedensten Branchen neu eröffnet.

Moosthenning 2002
Moosthenning 2002

In den Jahren von 1971- 1978 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Dornwang, Rimbach, Lengthal, Moosthenning, Thürnthenning und Ottering zu einer Großgemeinde zusammengeschlossen, die den Namen Moosthenning erhielt.

Aufgrund der guten Verkehrsanbindungen in alle Himmelsrichtungen und der Nähe zur Autobahn A 92 verfügt die Gemeinde Moosthenning über ideale Standortvoraussetzungen für die Ansiedlung von Gewerbe- und Kleinindustriebetrieben. Über die Autobahnabfahrten Dingolfing-Ost und -West sind das Oberzentrum Landshut und der Flughafen München in kurzer Zeit erreichbar. Voll erschlossene und teilbare Gewerbeflächen stehen im Eigentum der Gemeinde und können sofort bebaut werden.

Durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener, die Nähe zum Industriestandort Dingolfing und eine rege Bautätigkeit in den vergangenen Jahren hat sich die Einwohnerzahl der Ortschaft Moosthenning von etwa 300 im Jahre 1945 auf heute etwa 900 nahezu verdreifacht.

Filialkirche St. Maria

Kirche von Moosthenning 2003
Kirche von Moosthenning 2003

Im Mittelpunkt des Ortes Moosthenning steht die altehrwürdige Kirche St. Maria. Über ihre Entstehung gibt es keine genaueren Angaben, im Kern geht sie auf das 12. / 13. Jahrhundert zurück. Der erste schriftliche Nachweis ist ein Eintrag in einem alten Salbuch aus dem Jahre 1236, in dem "Gilten" (Zins , Steuer ) zur Kirche Moosthenning aufgezeichnet sind. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach umgebaut. Baureparaturen erfolgten in den Jahren 1660 am Chor und Turm durch den welschen Baumeister Johann Maria Regetan, 1759 und 1770 durch Mathias Weigenthaller, Maurermeister in Dingolfing. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind in dieser Zeit eine Kirchenerweiterung und eine Barockisierung des Gebäudes und der Innenausstattung (Stuhlwangen mit Akanthusschnitzwerk, Altäre, Kommunionbank) vorgenommen worden.

Hochaltar Kirche Moosthenning 2003
Hochaltar Kirche Moosthenning 2003

Mit einer Höhe von 42 Metern grüßt der wuchtige und markant gegliederte Turm weit hinaus ins Isartal. In den Jahren von 1895 bis 1909 war Pfarrer Johann Moser hier als Seelsorger tätig und ließ aus eigenen Mitteln den Turm um die Höhe der Doppel- und Ovalfenster aufstocken und die schiefergedeckte Turmspitze um einiges anheben. Auch die Turmuhr wurde um ein Stockwerk höher gesetzt. In Anbetracht seiner großen Verdienste wurde Pfarrer Moser 1905 das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Moosthenning verliehen.

Traubenfrau
Traubenfrau

Eine besondere Sehenswürdigkeit des Gotteshauses ist die sogenannte "Traubenfrau", eine gotische Skulptur der Leinberger-Schule Landshut aus dem 15. Jahrhundert. Sie stellt die heilige Maria mit dem Jesuskind und einer Weinrebe dar und wird von den Moosthenningern besonders verehrt. Sie erinnert an die Zeit des Weinbaues in unserer Gegend, der im 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreicht hatte. 

Glockenweihe
Glockenweihe

Die zwei Weltkriege brachten in unserer Heimat neben unermesslichem Leid auch das Ende zahlloser Kirchenglocken mit sich. Unser Gotteshaus verfügte gegen Ende des 1. Weltkrieges über zwei Glocken, eine aus dem Jahr 1820 mit 395 kg Gewicht und die ältere, heute noch existierende Glocke aus dem Jahr 1699 mit 210 kg. Die größere der beiden Glocken musste einem Verzeichnis vom 12. September 1918 zufolge abgeliefert werden, während die ältere in die Kategorie C ( besonderer wissenschaftlicher , historischer und kunstgewerblicher Wert ) eingestuft wurde. Sie trägt am unteren Wulst die Inschrift: " ANNO 1699 GOSS MICH JOHANN HEINRICH HOLTZ IN LANDSHUEDT" und oben "DOMINE + FULGURE ET TEMPESTATE LIBERA NOS".

Auch im Laufe des zweiten Weltkrieges wurden die Glocken anhand von Meldebögen wieder erfasst und die 1920 neu angeschafften zwei Glocken konfisziert. Das Bemühen des damaligen Benefiziaten Otto Rauscher, das Geläut zu erhalten, gibt seine handschriftliche Bemerkung wieder: " Moosthenning liegt im Moos und im Herbst und Winter oft in tiefem Nebel, so dass zu dieser Zeit eine eventuelle Feuersbrunst von auswärts nicht gesehen werden könnte. Darum sind Glocken dringend notwendig. Glocke Nr. 1 ist ist eine uralte Wetterglocke." Es nutzte nichts die eben erst zwanzig Jahre alten Glocken wurden im Krieg eingeschmolzen. Erst 1950 konnten zwei neue Glocken ( 600 bzw. 350 kg Gewicht) der Landshuter Glockengießerei Hahn feierlich eingeweiht werden.

Hochaltar vor dem Brand
Hochaltar vor dem Brand

Im Februar 1971 verursachte ein Kurzschluss in den elektrischen Leitungen des Hochaltars einen Brand, der sehr großen Sachschaden anrichtete. Der Hochaltar wurde völlig zerstört und die gesamte Kircheneinrichtung in Mitleidenschaft gezogen, so dass eine komplette Innenrenovierung erforderlich war. Bei der Renovierung erbrachten die Dorfbewohner viele Eigenleistungen.

Durch Expositus Johann Malterer erfolgte in den Jahren 1978 - 1990 die Friedhofserweiterung und der Bau eines Leichenhauses, sowie eine vollständige Innen-und Außenrenovierung der Kirche.

Motiv auf unserer neuen Fahne: Die Bruder Konrad-Kapelle

Bruder Konrad Kapelle 2003
Bruder Konrad Kapelle 2003

Verlässt man Moosthenning in nördlicher Richtung über die Haagstraße oder den Mühlweg, gelangt man zu den Gemeindeteilen Burgstall, Reichenstall und Wolfsacker. Sehr bezeichnend ist allein schon die Namensgebung dieser Orte, sie lässt die Umstände, die zu ihrer Benennung führten, durchaus erahnen. Geraden Wegs der Straße folgend gelangt man nach Reichenstall, auf einer Anhöhe zwischen dem Waldrand und dem Grund des Deisenauer Bächleins gelegen. Links abzweigend erreicht man den Ortsteil "Am Kirschberg" sowie Wolfsacker und über einen steilen Anstieg die Einöde Burgstall.

Direkt an der Straßengabelung zu den drei letztgenannten Orten steht beschaulich die Bruder-Konrad-Kapelle. Kein großartiger Bau, auch stilistisch nicht von besonderem Wert strahlt sie doch Erhabenheit und Harmonie mit der sie umgebenden Landschaft aus, abseits vom Lärm unseres von Hektik bestimmten Alltags.

Ihr Alter ist nicht gerade überwältigend, wo doch Historiker nach Jahrhunderten rechnen. So wirken ihre 88 Jahre geradezu bescheiden. 1935 wurde sie von den Eheleuten Mathias und Katharina Meier aufgrund eines Gelübdes errichtet. Eine Gedenktafel neben dem Eingang erinnert an die Überwindung schwerer Krankheit durch Gottes Hilfe. Zuvor befand sich an dieser Stelle ein Wegkreuz. Unsere "Einöderer" sind besonders stolz auf "ihre" Kapelle, die sie verehren, achten und instand halten.